Anlass und Ziele
Zielsetzung: erhebliche Senkung des Stromverbrauches im Unternehmen
Anlass: Arbeitskreis Nachhaltigkeit, der durch das DLR in Oppenheim ins Leben gerufen wurde
Projektbeschreibung
Energiemanagement in der Kellerwirtschaft
Energieeinsatz / Stromverbrauch ist in der Kellerwirtschaft ein Faktor von nicht unerheblicher Bedeutung. Stromsparen beginnt im Kopf und ist in der Regel durch zwei Maßnahmen zu beeinflussen. Zuerst ist dies eine Verhaltensänderung (die Maschine die nicht läuft, braucht auch keine Energie) und als zweites ein Technologiewechsel
Am Beispiel eines Kühlturmkonzeptes soll im Folgenden beschrieben werden, wie diese Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden können. Dabei werden sowohl die technisch praktischen Aspekte als auch die betriebswirtschaftliche Seite beleuchtet.
Durchgeführt wurde das Projekt, welches Pilotcharakter hatte, im Weingut Jung & Knobloch in Albig/Rhh.. Maßgeblich beteiligt waren daran das DLR in Oppenheim in Person von Herr Bernhard Degünther, die Fa. Richard Wagner in Alzey vertreten durch Herrn Achim Zaun und das Weingut Jung & Knobloch vertreten durch Tobias Jung, der hier berichtet.
2013 wurde im Weingut Jung & Knobloch ein Technologiewechsel vollzogen. Die seither jährlich gemietete Kompressionskältemaschine (50KW Kühlleistung, 20KW Stromaufnahme) wurde durch einen Kühlturm (100KW Kühlleistung, 4KW Stromaufnahme) ersetzt. Einsatzgebiet der Technologie war und sollte hauptsächlich die Rotweinproduktion in Form von Maischegärung und Maicheerhitzung sein. Da die Prozesstemperaturen hier über 19°C liegen eignet sich ein Kühlturm dafür ausgezeichnet. Das ganze Konzept ist in modularer Bauweise gestaltet und kann somit beliebig erweitert werden. Elementar wichtige Modulbausteine sind ein großer Pufferspeicher, hier 27.000l und ein Wärmetauscher in Form eines Röhrenbündeltauschers. Des weiteren sind zwei Pumpen (Primär- und Sekundärpumpe) und eine Steuerung für die Module nötig. In diesem Projekt kommen gleich zwei Röhrenbündeltauscher zum Einsatz. Ein 100 KW Apparat zur Kühlung der erhitzten Rotmoste und ein 20 KW Apparat zum Anwärmen der Weißweinmoste. Die Tauscher werden im Gegenstrom betrieben und sind in Reihe geschaltet. Somit ist ein gleichzeitiger Betrieb möglich, es wird hier nur noch Energie verschoben, nicht „vernichtet“. Positiver Nebeneffekt: bei der Weißweinvergärung steigt die Prozesssicherheit immens. Es kommt kaum noch zu „Steckenbleibern“ während der Gärung. Ein weiterer zusätzlicher positiver Nebeneffekt ist, dass die gegen Ende der Erntezeit geernteten Weißweinmoste ebenfalls mit der Kühlturmtechnologie gezügelt vergoren werden können, da durch das Absinken der Außentemperaturen die Prozesstemperaturen im Kühlturm auch nach unten gefahren werden können.
Betrachtet man sich die betriebswirtschaftliche Seite, so kann man feststellen, dass durch die kurze Einsatzzeit (ca. 5-6 Wochen im Jahr) die Amortisationszeit von 12,6 Jahren relativ hoch ist. Durch Einsatz eines kleineren 70KW Kühlturms, der ausreichend wäre, könnte man diese noch auf ca. 11 Jahre senken.
Abschließend kann berichtet werden, dass durch den Einsatz des Kühlturmes Energieeinsparungen von bis zu 70% möglich sind. Die Geräuschemissionen sinken erheblich. Der positive Nebeneffekt der Weißmostanwärmung durch die Energieverschiebung bringt eine zusätzliche Prozesssicherheit im Gesamtablauf der Ernte.