Anlass und Ziele
Die Ortsgemeinde Konken plante Mitte 2007 ein Neubaugebiet für 40 Ein- und Zweifamilienhäuser am Ortsrand der Gemeinde. Ca. 700 Meter davon entfernt befand sich eine bereits genehmigte und in Betrieb genommene Biogas-Anlage eines Landwirtes zur Stromproduktion. Die Abwärme wurde teilweise zur Schweinezucht genutzt, die überschüssige Wärme wurde kondensiert. Um die bisher an die Umwelt abgegebene Abwärme zu nutzen, plante die Stadtwerke Kusel GmbH in Zusammenarbeit mit dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement Birkenfeld (IfaS) eine Wärmeauskopplung und ein Nahwärmenetz zur Versorgung des Neubaugebiets.
Dieses Wärmeversorgungskonzept wurde Ende 2007 im Ortsgemeinderat beschlossen, das Nahwärmenetz wurde bis Juli 2008 durch die Stadtwerke Kusel errichtet. Seither wird es erfolgreich betrieben. Ziel war und ist es, durch die Nutzung der Abwärme und die zentrale Versorgung des Neubaugebiets eine bestmögliche Energieeffizienz und eine CO2-Einsparung zu realisieren.
Projektbeschreibung
Von der Biogasanlage bis zur Heizzentrale im Neubaugebiet wurde eine 700 Meter lange Zuleitung (Vor- und Rücklauf) aus Verbund-Wellrohr verlegt. Diese musste einem Höhenunterschied von ca. 60 Meter standhalten.
Technische Details
- Die Wärme des Biogas-BHKWs mit einer thermischen Leistung von 230 kW wird über zwei Wärmetauscher an die Heizzentrale im Neubaugebiet abgegeben. Die Vorlauftemperaturen betragen mind. 75 °C. In der Heizzentrale sind derzeit vier Brennwertkessel à 100 kW als Spitzenlastkessel sowie zur Redundanz installiert.
- Zusätzlich ist ein stehender Pufferspeicher (Schichtenspeicher) mit 10 m³ Inhalt zwischengeschaltet.
- Das Nahwärmenetz innerhalb des Neubaugebiets wurde in PE-Rohr erstellt. In den Gebäuden befinden sich je nach errechnetem Wärmebedarf eine Übergabestation mit bis zu 40 kW Leistung für die Heizungs- und Warmwasser-Versorgung.
- In jedem Gebäude ein Warmwasser-Speicher mit ca. 150 Liter vorgehalten.
Gemäß der Auslegung der Heizzentrale kann die erforderliche Wärme in dem Neubaugebiet zu ca. 70 % durch das Biogas-BHKW und zu ca. 30 % über die erdgasbetriebenen Brennwertkessel erzeugt werden. Dadurch ist ein Primärenergiefaktor von NULL erreichbar.
Empfehlungen
Da die Grundstücke im Neubaugebiet komplett im Besitz der Gemeinde waren, wurde eine Anschluss- und Benutzungssatzung für das Gebiet beschlossen und in Kraft gesetzt. Dies hat zu einer intensiven Diskussion innerhalb der Ortsgemeinde sowie bei Käufern der Grundstücken geführt. Letztlich wurde der Anschlusszwang jedoch von allen Bauherren akzeptiert. Eine solche Satzungslösung muss daher gut vorbereitet und überlegt sein.