Anlass und Ziele
Installation eines Nahwärmenetzes im historischen Kernbereich der Kreisstadt Birkenfeld auf Basis nachwachsender Roh- und Reststoffe, das einen Großteil der nahe beieinander liegenden öffentlichen Liegenschaften in Birkenfeld versorgt und darüber hinaus einen Showcase der Nutzung regenerativer Energien in der Nationalparkregion „Hunsrück-Hochwald" darstellt.
Die Ziele waren:
- Einrichtung einer nachhaltigen, günstigen und emissionsarmen Wärmeversorgung
- Entkopplung von fossilen Energieträgern und deren Preisentwicklung
- Reduktion des CO2-Ausstoßes öffentlicher und privater Gebäude in Birkenfeld um ca. 500 t pro Jahr
- Initiierung einer regionalen Wertschöpfungskette im Wärmesektor
- Einrichtung eines Show-Cases im Bereich erneuerbare Energien
Projektbeschreibung
In der Kreisstadt Birkenfeld liegen viele öffentliche Liegenschaften in unmittelbarer Nähe zueinander. Darüber hinaus finden sich auch größere Liegenschaften der Stadt, des Landes wie auch privater Eigentümer im Projektgebiet.
Die einzelne Umstellung der Heizungen dieser Gebäude auf nachwachsende Rohstoffe, zum Beispiel in Form von Pelletsheizungen ist teuer und in der Handhabung aufwendig. Nimmt man die bestehenden Klimaschutzkonzepte des Landes, des Kreises und der Verbandsgemeinde ernst, die im Gebäudebestand große CO2-Reduktionen vorsehen, so müssen diese Liegenschaften mit einer Heizung auf Bioenergiebasis umgestellt werden. Insbesondere da historische Gebäude wie zum Beispiel das Schloss sich nur mit enormem Aufwand dämmen lassen. Durch das Nahwärmeprojekt können diese Gebäude jedoch an eine zentrale, nachhaltige und CO2-arme Wärmeversorgung angeschlossen werden. Durch die Entkopplung von fossilen Energieträgern ist zudem auf lange Sicht eine Kostenersparnis zu erwarten.
Das Projekt strebt an, einen möglichst hohen Anteil regional anfallenden Grünschnitts als Brennstoff zu verwenden. Hierdurch wird ein Stoffkreislauf etabliert, der die Wertschöpfung in der Wärmeversorgung öffentlicher Gebäude aus dem Ausland in die Region Birkenfeld verlagert.
Das Projekt soll zudem dazu beitragen das Thema „Null-Emission“ in der gesamten Nationalparkregion „Hunsrück-Hochwald“ voranzubringen und als Showcase für weitere Projekte zu fungieren.
Für den Betrieb des Nahwärmeverbunds wurde die Nahwärmeversorgung Birkenfeld GmbH gegründet, deren Träger sind die Verbandsgemeinde, die Abfallbetriebe des Kreises Birkenfeld und die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe (EDG).
Die Heizzentrale mit einer Gesamtleistung von 1 MWth wird primär mit Holzhackschnitzeln und Grünschnitt aus der Region befeuert. Weiterhin wird die Grundlast über ein Blockheizkraftwerk versorgt, das auch den Strombedarf des Projekts deckt. Für die Spitzenlast stehen noch ein Erdgas- und ein Heizölkessel zur Verfügung. Die große Redundanz ermöglicht eine sehr hohe Versorgungssicherheit. Der Anteil der Biomasse an der Wärmeproduktion liegt dennoch bei über 70%.
Über ein rund 2.200 m langes Nahwärmenetz werden 30 meist öffentliche Gebäude wie das Rathaus, die Kreisverwaltung und ein Museum, aber auch mehrere private Liegenschaften, die sich dem Projekt angeschlossen haben, versorgt.
Mit der Realisierung des Nahwärmeprojektes werden zukünftig die klimarelevanten CO2-Emissionen um 512 Tonnen pro Jahr reduziert. Das entspricht einer relativen CO2-Reduktion gegenüber der bisherigen Erdgasversorgung von 65% pro Jahr. Bezogen auf die zugehörige Primärenergieeinsparung ergibt sich ein Heizöläquivalent von rund 170.000 Liter jährlich, die ihrerseits ausreichen würden, um den Heizenergie- und Warmwasserbedarf von etwa 100 Einfamilienhäusern pro Jahr zu decken. Im Unterschied zu den ersetzten 30 Altheizungen erfüllt die neue Heizzentrale strengste Emissionsstandards, worüber ein ausführliches Gutachten erstellt worden ist.
Überblick über technische Details:
Energieträger | Holzhackschnitzel (HHS) |
Heizleistung | BHKW mit 1MWth |
Leitungslänge | 2.200m |
Versorgte Gebäude | 19 öffentliche Liegenschaften und 11 private Gebäude |