Anlass und Ziele
Die Verbandsgemeinde Zell zeigt mit diesem Projekt die Möglichkeiten inwiefern mittels technischer und energetischer Optimierung eine energieneutrale Abwasserreinigungsanlage gestaltet werden kann.
Projektbeschreibung
Die Kläranlage Zell-Bullay-Alf ist größte von insgesamt 10 Kläranlagen in der Verbandsgemeinde Zell (Mosel) und befindet sich im Moseltal unmittelbar am Moselufer zwischen den Ortschaften Bullay und Zell-Merl. Die Kläranlage, mit einer Größe von derzeit 25 000 Einwohnerwerten (Referenzwert für die Abwasserbelastung), befindet sich in einer Urlaubsregion, die vom Weinbau geprägt ist.
Das Einzugsgebiet der Kläranlage umfasst die im Trennsystem entwässerte Stadt Zell sowie die Ortsgemeinden Bullay und Alf, die überwiegend im Trennsystem und teilweise im Mischsystem entwässern. Die Abwassercharakteristik wird neben den kommunalen Einleitungen maßgebend von der Weinproduktion und -abfüllung geprägt. Hieraus ergibt sich im Vergleich zu rein kommunal geprägtem Abwasser eine deutlich höhere CSB Belastung (chemischer Sauerstoffbedarf) mit einem CSB/N-Verhältnis von etwa 23/1. Die Kläranlage wurde 1987 errichtet und ist damit in die Jahre gekommen und soll nun technisch als auch energetisch optimiert werden.
Richtungweisend für das Projekt war zunächst eine im Jahre 2016 beauftragte Machbarkeitsstudie, die die Wirtschaftlichkeit einer Verfahrensumstellung von gemeinsamer aerober Stabilisierung auf Schlammfaulung (anaerobe Stabilisierung) zum Ergebnis hatte. Die im Rahmen der weiteren Umsetzungsplanung beauftragte Potenzialstudie aus dem Jahre 2019 zeigte die möglichen Einspar- und Stromerzeugungspotenziale auf. Denn durch die Möglichkeit der Eigenstromerzeugung (durch Schlammfaulung wird Klärgas gewonnen, welches zur Verstromung und damit zur Erzeugung von elektrischer und thermischer Energie genutzt wird) sowie durch die Reduzierung der zu entsorgenden Klärschlammmenge (durch den Faulungsprozess reduziert sich die Klärschlammmenge um rund 30%) ergeben sich dabei erhebliche Kostenvorteile, die trotz der zunächst hohen Investitionskosten letztendlich zur Gebührenstabilität beitragen. Durch den geplanten Neubau einer Vorklärung, der beschriebenen Verfahrensumstellung und dem Austausch von veralteter Technologie gegen energieeffiziente Aggregate und Motoren (z.B. Gebläsestation mit Belüftungssystem) sind laut Potenzialstudie die entscheidenden Schritt hin zur energieautarken Kläranlage gegeben. Auch die umweltpolitischen Aspekten sind beim dem Vorhaben insbesondere durch CO²-Einsparung nicht außer Acht zu lassen.
Die Betreiber der Kläranlage Zell-Bullay nutzen neben den möglichen Landesfördermitteln der Wasserwirtschaftverwaltung in vollem Umfang alle Fördermöglichkeiten aus der 2019 neu in Kraft getretenen Kommunalrichtlinie des Bundes. Dadurch konnte der Eigenanteil für die Investitionen und den daraus resultierenden Gebühren für die Einleiter gedämpft werden.
In der nachstehenden Übersicht sind die wichtigsten Kennzahlen vor und nach der Kläranlagenumstellung und -sanierung aufgeführt.
- Baujahr/Inbetriebnahme: 1987
- Ausbaugröße: 25.000 Einwohnergleichwert (EW) bzw. 36.000 EW nach der Umstellung
- Anfallende Schlammmenge: 8.300 m3 mit 5% Feststoffgehalt (FG)
| vor Anlagenumbau | nach Anlagenumbau |
Stromverbrauch | 467.000 kWh/a | 479.000 kWh/a |
Eigenstromerzeugung | 0 kWh/a | 475.000 kWh/a |
Fremdstrombezug | 100% | 1 % |