Anlass und Ziele
Ziel des Modellprojekts ist die nachhaltige Verbindung der Sektoren: Wärme, Strom und Mobilität, wobei der Fokus auf der regenerativen Wärmeversorgung liegt. Durch die nachweisliche Verringerung von CO2-Emissionen soll die Ortsgemeinde Gimbweiler in der Lage sein, aktiv und vorbildhaft gegen den Klimawandel vorzugehen und sich konkret auf die zukünftig notwendigen Anpassungen an den Klimawandel vorzubereiten.
In Gimbweiler wird am praktischen Beispiel gezeigt, dass Klimaschutz und wirtschaftliche Interessen nicht im Gegensatz zueinanderstehen.
Das Modellprojekt ermöglicht der Ortsgemeinde ihren Vorbildcharakter in der Großregion weiter auszubauen. Ferner wird eine Replizierung auf andere Kommunen angestrebt.
Projektbeschreibung
Die Gemeinde Gimbweiler setzt bereits seit über 15 Jahren nachhaltige, innovative und zukunftsorientierte Projekte im Bereich der Energieeffizienz und der Nutzung ihrer regenerativen Energiepotenziale um. Darauf aufbauend wurde 2015/2016 durch das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) eine technische und wirtschaftliche Machbarkeitsstudie zur regenerativen Nahwärmeversorgung angefertigt.
Nach dem Beschluss zur Umsetzung des Modellprojekts „Gemeinde Gimbweiler – Kommunale Ansätze zur Sektorenkopplung“ wurde im Jahr 2017 mit der Klärung der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen begonnen. Dabei konnten zur Finanzierung des Modellprojekts erfolgreich Mittel aus der Nationalen Klimaschutzinitiative beantragt werden. Weil eine Förderung der Hausanschlüsse hierbei jedoch nicht möglich war, wurden ergänzend Zuwendungen aus dem rheinland-pfälzischen Förderprogramm ZEIS und dem KfW-Programm 271 beantragt.
Durch die Zuwendungen der KfW-Bankengruppe und des Landes konnte den Nahwärmekunden letztlich eine wirtschaftliche Installation der Hausanschlussleitungen und Wärmeübergabestationen ermöglicht und die erfolgreiche Projektumsetzung entscheidend unterstützt werden.
Im Rahmen des Modellprojekts konnte Ende 2018 die Ausschreibungsphase und in 2019 die Bauphase begonnen werden. Im Frühjahr 2020 konnte die regenerative Nahwärmeversorgung ans Netz gehen. Der hohe solare Deckungsanteil (> 20 %) unterstreicht den innovativen Charakter des Vorhabens. Die Einbindung eines lokalen Brennstofflieferanten und Netzbetreibers steigert zudem die regionale Wertschöpfung.
Dem ganzheitlichen Ansatz folgend wurde eine PV-Freiflächenanlage errichtet. Durch die Ausschöpfung des PV-Potenzials kann der benötigte Strom zum Anlagenbetrieb vor Ort erzeugt werden. Zur effizienten Strombereitstellung und -nutzung gehört ein Batteriespeicher. Dieser ermöglicht eine Erhöhung des vor Ort genutzten Stroms. Im Sommer sind hier nahezu 100 % möglich. Überschüssiger Strom kann zudem über die installierte Wallbox zum Laden des gemeindeeigenen E-Fahrzeugs genutzt werden.
Der Betrieb eines gemeindeeigenen Elektroautos ermöglicht den Bürger*innen erste Erfahrungen im Umgang mit einer klimaneutralen Mobilität. Ferner bietet das bereits sehr gut angenommene Bürgerbus-Modell mit einem ehrenamtlichen Fahrdienst insbesondere für ältere Bürger*innen eine alternative zum ÖPNV und ermöglicht ihnen den Anschluss an die umliegenden Mittelzentren.
Ergänzend wurden der Energielehrpfad „Energieweg Gimbweiler“ und eine projektspezifische Webseite eingerichtet. Die Anlagen (Heizzentrale) stehen künftig für Besichtigungen zur Verfügung. Auf diese Weise soll eine Replizierung auf andere Gemeinden, sowie Kommunen in der Region und bundesweit forciert werden.
Die Investitionen ins Modellprojekt betrugen insgesamt rund 5,7 Mio. €. Davon entfielen rund 925.400 € auf die Gewerke zur Errichtung der Hausanschlüsse inkl. Planung.
Überblick über technische Details:
Energieträger | Holzhackschnitzel (HHS) |
Heizleistung | HHS-Kessel mit 1MWth |
Pufferspeicher | 2 x 50m³ |
Leitungslänge | rund 4,4 km |
Weiterer Energieträger | Photovoltaik Anlage 73kWp zur Stromversorgung |
Batteriespeicher | 78 kWh |
Versorgte Gebäude | ca. 100 |