Anlass und Ziele
Die Stadt Mainz beabsichtigt mit dem „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz Mainz“ bis 2050 die umweltschädlichen Treibhausgas-Emissionen um 95 Prozent, und den städtischen Endenergieverbrauch um 50 Prozent (im Vergleich zu 1990) zu reduzieren.
Im Rahmen dessen wurde durch den Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz beschlossen, bei eigenen Neubauvorhaben Recyclingbeton zu verwenden. Dieser sogenannte „RC-Beton“ reduziert einerseits die Deponiemengen beim Bauschutt und führt andererseits (im ohnehin belasteten Ballungsraum Rhein-Main) zu einer rund zehnprozentigen Einsparung an Treibhausgasen.
Projektbeschreibung
Mit dem Bau des neuen UBZ wurde unter Berücksichtigung eines regenerativen Energiekonzeptes ein Gebäude geschaffen, das mit einer 50-prozentigen Unterschreitung des EnEV-Anforderungswertes für Neubauten und somit durch Anlehnung an Passivhausstandards den nachfolgenden Generationen nicht zur Belastung wird. Hierzu wurden Baustoffe und Materialien verwendet die biologisch abbaubar oder unproblematisch zu entsorgen sind.
Gebäudehülle
Für den Neubau wurden rund 650 Kubikmeter RC-Beton der Güte C25/30 verwendet, davon 400 Tonnen Recyclat aus der Aufbereitung von Altbetonbruch. Der RC-Beton lässt sich genauso verarbeiten wie ein "gewöhnlicher" Beton, dabei ist der Wasseranspruch bei gebrochenem Betonsplitt allerdings etwas höher. Dies wird bei der Betonrezeptur berücksichtigt und baustellenoptimiert eingestellt.
In Anlehnung an den Passivhausstandard wurde das Gebäude mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus 25 Zentimeter dicken Stahlbetonwänden in Verbindung mit einer 30 Zentimeter starken Wärmedämmung aus Mineralwolle ausgestattet.
Der insgesamt architektonisch minimalistische Bau wurde im Inneren mit Sichtbeton der Klasse SB3 gestaltet, sämtliche Installationen wurden funktional und sichtbar mit Trassen an den Betonwänden und -decken aufgebracht.
Die Dachfläche ist als extensiv begrüntes Flachdach ausgebildet. Die Fenster des Gebäudes wurden mit einer Dreischeibenverglasung versehen und bestehen aus Holz.
Gebäudetechnik
Das Niedrigenergiehaus mit Passivhauskomponenten kann es sich zu 50 Prozent selbst mit Strom und Wärme versorgen. Die Stromversorgung erfolgt über eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 30 kWp ihren Beitrag. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt mithilfe einer Luft-Wärmepumpe und ohne Einsatz fossiler Energieträger. Daneben wurde zur Wasserspeicherung eine unterirdische Regenwasserzisterne verbaut, die als Teil eines Lehrpfades, mit verschiedenen Stationen im Außengelände, den nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen verinnerlichen soll.
Bildungsangebot
Mit dem UBZ setzt die Stadt Mainz durch eine noch intensivere Kooperation mit Wissenschaft und Wirtschaft ein sichtbares Zeichen im Sinne ganzheitlicher und umfassend vernetzter Bildungsangebote. Die unmittelbare Umgebung mit Naturerlebnispfad, Fahrrad- und Wanderwegen bietet ein besonderes Naturerlebnis, mit dem das Zentrum weit über Mainz hinaus zu einem attraktiven Anziehungspunkt für Umweltinformation und -bildung wird.
Das Projekt wurde mithilfe dieser Akteure finanziert:
- Land Rheinland-Pfalz 300.000 €
- Landkreis Mainz-Bingen 200.000 €
- Stiftung Klimaschutz und Energieeffizienz 200.000 €
- Entsorgungsgesellschaft Mainz (EGM) 250.000 €
- Wirtschaftsbetrieb Mainz 200.000 €
- Entsorgungsbetrieb Mainz 1.050.000 €
Auszeichnungen und Zertifizierungen
Das Umweltbildungszentzum in Mainz wurde im Rahmen von "H.ausgezeichnet: Die Auszeichnung für energiesparendes Bauen und Sanieren" durch die Energieagentur Rheinland-Pfalz im Jahr 2022 ausgezeichnet.