Anlass und Ziele
Initiiert wurde das Projekt aufgrund der großen Abgabemengen an Baum- und Strauchschnitt von über 200 Kilogramm je Einwohner und Jahr und der daraus entstandenen Idee, die Abfallbiomasse durch thermische Energiegewinnung zu nutzen und gleichzeitig eine CO2-freie Energieerzeugung zu etablieren.
Projektbeschreibung
Umfassende kooperative Zusammenarbeit
Das strategische Ziel eines regionalen Energie- und Stoffstrommanagements im Blick realisierte der Rhein-Hunsrück-Kreis in Kooperation mit der Rhein-Hunsrück Entsorgung AöR (RHE) durch drei baugleiche Nahwärmeverbünde in den Verbandsgemeinden Simmern (Inbetriebnahme 2010), Kirchberg (Inbetriebnahme 2011) und Emmelshausen (Inbetriebnahme 2012). Mit diesen werden 39 kommunale Großgebäude im Rhein-Hunsrück-Kreis geheizt, darunter unter anderem Schulen, Sporthallen, Hallenbäder und Seniorenwohnheime. Innerhalb von drei Jahren konnte somit die Wärmeversorgung dieser Gebäude von fossilen Brennstoffen auf regenerative Energieträger umgestellt werden.
Nutzung der lokalen Abfallbiomasse
An den mehr als 120 dezentralen Sammelplätzen für Baum- und Strauchschnitt im Landkreis fallen über 200 kg Grünabfälle je Einwohnern und Jahr an. Aus diesem Grund lag es nahe, diese Ressource energetisch in Wert zu setzen. Die Biomasse wird an einem zentralen Aufbereitungsplatz mit biologischer und physikalischer Trocknung gelagert. Die drei Heizzentralen der Nahwärmeverbünde ermöglichen daraufhin die technische Verwertung der aufbereiten Biomasse mit speziellen Feststoffbrennkesseln (500-850 kW). Dieser kann auch für ähnliche Roh- und Reststoffe aus anderen Quellen wie zum Beispiel Holzhackschnitzel genutzt werden. Durch die Mischungen aus Hart- und Weichhölzern der Abfälle unterschiedlichster Zusammensetzung sind erhöhte Anforderungen an die Anlagentechnik nötig, wodurch höhere Investitionen gegenüber einer herkömmlichen Holzhackschnitzelanlage resultieren. Diese werden sich jedoch durch den günstigen Brennstoff im Betrieb amortisieren. Rund die Hälfte der anfallenden Abfallbiomasse kann thermisch verwertet werden. Aus der nicht genutzten Biomasse wird durch eine offene Kompostierung 3.000 t pro Jahr hochwertiger Bodenhilfsstoff erzeugt und verkauft.
Vielfältiger Gewinn für die ganze Region
Die drei Nahwärmeverbunde und der Einsatz der lokalen Ressourcen sparen jährlich rund 800.000 l Heizöläquivalent ein und der lokale Brennholzmarkt wird nicht beeinträchtigt.
Hervorzuheben ist auch die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, die durch ihren Baum- und Strauchschnitt einen Beitrag zu den geschlossenen Stoffkreisläufen und der generierten Wertschöpfung leistet und auf diese Weise auch ihnen zugutekommt. Zusätzlich werden Mittelabflüsse durch Energieimporte von rund 550.000 Euro im Jahr (in 20 Jahren circa 11 Mio. Euro) vermieden und die Eigenversorgung auf Basis heimischer Ressourcen gestärkt. Die Schaffung von fünf Arbeitsplätzen in den Heizzentralen leistet ebenso einen Beitrag zur regionalen Wirtschaft und Unabhängigkeit des gesamten Projekts. Auch mit den drei Nahwärmeverbünden ist das Baum- und Strauchschnittpotential noch nicht ausgeschöpft und es wird über weitere Kooperationen nachgedacht.
Mit der systematischen Aufbereitung des hochwertigen Brennstoffs und dem Bau der notwendigen Anlagentechnik wurde ein Pilotprojekt verwirklicht, das einzigartig in Deutschland ist und dem somit keinerlei vergleichbaren Erfahrungswerte zu Grunde lag. Das Projekt wird einen hohen Erkenntnisgewinn aus der künftigen Erfahrung für Nachfolgeprojekte ziehen können.
Überblick über technische Details:
- Energieträger: Grünabfall (200kg/a pro Einwohner)
- Heizleistung: 3x Feststoffbrennkessel (500-850 kW)
- Versorgte Gebäude: insg. 39 Kommunale Großgebäude
Weitere Informationen über den Nahwärmeverbund in Simmern finden sich hier.
Dieses Projektbeispiel ist auch im Leitfaden "Regionale Wertschöpfung mit der Energiewende" der Energieagentur Rheinland-Pfalz aufgeführt.