Anlass und Ziele
Mit steigenden Strom-, Gas- und Rohölpreisen steigt auch die Summe der Geldmittel, die unseren Wirtschaftskreislauf in Richtung Energiekonzerne – oft ins Ausland - verlassen. Diese Geldmittel stehen der heimischen Wirtschaft nicht mehr zur Verfügung.
Durch die Steigerung des Rohölpreises z.B. des Jahres 2004 ist eine Ausgabensteigerung in Höhe von 20 Milliarden EURO zu verzeichnen. In den letzten vier Jahren hat sich der Rohölpreis verfünffacht, was einem Kaufkraftverlust von 40 Milliarden EURO entspricht. Eine Unabhängigkeit von diesen Steigerungen ist daher wünschenswert und auf lange Sicht nicht zu vermeiden. Ähnliches gilt für die Gas- und Strompreise.
Es geht also darum, einen Geldabfluss aus der Region zu mindern und dezentrale Energieträger vor Ort zu nutzen. Diese sind Wind, Sonne, Biomasse, Wasser oder Geothermie. Durch eine Beteiligung der Bürger z.B. an Windkraftanlagen, der Nutzung einer eigenen Photovoltaikanlage oder Solaranlage auf dem Dach, durch Lieferung von Biomasse usw. gibt es eine regionale Wertschöpfung und eine positive Kaufkraftentwicklung in der Region.
Projektbeschreibung
Im Jahre 1996 wurde das Konversionsprojekt Morbach als ökologisches Modellprojekt des Landes Rheinland-Pfalz ausgewählt. Der Konversionsprozess wurde als gemeinschaftliche Aufgabe von Land, Region und Gemeinde angegangen. Zur Projektsteuerung wurde eine Lenkungsgruppe eingerichtet.
Photovoltaikanlagen:
In der Morbacher Energielandschaft wurde durch die Firma Juwi im Jahre 2002 eine Photovoltaikanlage mit 3.072 Modulen auf einer Fläche von 3.490,6m² installiert. Diese Anlage hat eine Nennleistung von 489,91 kWp und erwirtschaftet einen prognostizierten Ertrag von 455.000 kWh/a. Eine Erweiterung der Anlage erfolgte im Jahre 2008 und dann noch einmal 2011.
Auf das Dach des Pelletwerkes (Juwi-Pellets) wurden Dünnschichtmodule mit einer Leistung von 30 kWp installiert, südlich des bestehenden großen PV-Feldes wurden weitere 445 kWp als PV-Testfeld für Wechselrichter installiert und zusätzlich wurde ein Testfeld für nachgeführte PV-Anlagen mit einer Leistung von 135 kWp in Betrieb genommen. Letztere richten sich in Richtung und Neigung nach dem Sonnenstand.
Die Mehrkosten dieser Anlagen sollen durch den besseren Wirkungsgrad ausgeglichen werden. In 2011 wurde der Bestand dann noch einmal um1 MWp erweitert. Poly- und Monokristalline Siliziumzellen, Dünnschichttechnologie, Nano-Technologie, röhrenförmige PV-Anlagen (Solyndra) oder halbtransparente Module werden mit unterschiedlichen Wechselrichtern und Ständerwerken (feste Tische, ein- und zweiachsige Nachführung) und unterschiedlicher Steuerungstechnik kombiniert.
Insgesamt sind in der Energielandschaft Morbach Photovoltaikanlagen mit etwa 40.000 m² Modulfläche und einer installierten Leistung von 4,3 MWp mit einem Jahresertrag von etwa 4 Mio kWh in Betrieb.
In 2015 soll die Anlage um ein weiteres MWp erweitert werden.
Windkraftanlagen
In der Morbacher Energielandschaft sind 14 Windkraftanlagen der Firma Vestas vom Typ V-80 mit einer jeweiligen Nennleistung von 2 MW in Betrieb (insgesamt also 28 MW installierte Leistung durch Windkraftanlagen). Mit diesen Anlagen werden jährlich rund 30 bis 40 Millionen kWh elektrische Energie erzeugt, mit denen 12.000 Haushalte versorgt werden können. Es kommt hierdurch zu einer Emissionsreduktion von 27.000 t CO2 pro Jahr. Betreiber der Anlagen ist die Firma Juwi aus Wörrstadt in Rheinland-Pfalz.
In der verbandsfreien Gemeinde Morbach wurde die Idee des Bürgerwindparks realisiert. So wurde ein Windrad komplett durch Einwohner der Gemeinde Morbach finanziert. Durch die EEG-Vergütung erhalten die Bürger damit jährlich einen Anteil an den Gewinnen des Windparks.
Biomasse, Kraftwärmekopplung (KWK)
Schon zu Beginn der Planungen zur "Morbacher Energielandschaft" im Jahre 2001/2002 wurde seitens der Verwaltung und unter Beratung durch das IfaS-Institut des Umwelt-Campus Birkenfeld angedacht, neben Wind und Sonne auch die Biomasse hier energetisch zu nutzen. So befindet sich in der Energielandschaft eine Biogasanlage der Firmen juwi, die ausschließlich mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben wird.
Sie hat eine Leistung von 500 kW elektrisch und 700 kW thermisch und produziert im Jahr etwa 3,8 Millionen kWh Strom und 5 Millionen kWh Wärme. Der elektrische Strom wird ins Stromnetz eingeleitet, die Wärme wird zu 100% in einer nahen Holzpelletproduktionsanlage genutzt, die seit 2007 in Betrieb ist.
Etwa 15 landwirtschaftliche Betriebe aus der Region beliefern die Biogasanlage in der Energielandschaft mit Rohstoffen - etwa 7.000 t Rindergülle/a sowie 10.000 t Silage, die sich aus etwa 50 % Mais, 10 % Gras und 40 % Getreidepflanzen (Triticale - eine Kreuzung aus Weizen und Roggen) zusammensetzt. Die Firma U.W.E. vertreibt Biomasseöfen.
Empfehlungen
Ein Infozentrum für Besucher wurde eingerichtet. Zwei ehemalige Überlebensbunker wurden mit Ausstellungen zum Thema „Klimawandel“ und „Kalter Krieg (Historie des Geländes)“ bestückt. Die Gemeinde Morbach bietet auf Anfrage Gruppenführungen an. Zusätzlich gibt es feste Führungszeiten (www.energielandschaft.de).