Anlass und Ziele
Anlass der Maßnahmen war die Unabhängigkeit von Heizöl, CO2-Einsparung, Eigenverantwortliche und rein regenerative Energieerzeugung und Verteilung, keine Nutzung eines Ölkessels für Spitzenlast, Erzeugung von Nachhaltigkeit und regionaler Wertschöpfung und die wirtschaftliche Energieversorgung aus regionalen Rohstoffen.
Projektbeschreibung
In Kappel wurde ein Nahwärmenetz mit knapp 4.200 m Trassenlänge gebaut. Das Netz besteht in größeren Dimensionen aus wärmegedämmtem Kunststoffmantelrohr mit Mediumrohr aus Stahl. Die abgehenden Leitungen sind überwiegend in Kunststoff ausgeführt. Die Haupttrasse mit Mediumrohr aus Stahl ist mit einer dauerhaften Überwachung zur Leckageortung ausgestattet. Wenn am Netz ein Rohrbruch oder eine Beschädigung durch Baggerarbeiten auftritt, dann wird dies sofort erkannt.
An dem Wärmenetz wurden 88 Gebäude angeschlossen. Es handelt sich dabei zum Großteil um Wohngebäude aber auch Gemeindeeinrichtungen. Jedes Gebäude hat eine Übergabestation mit Regelung für die Heizkreise des Gebäudes erhalten. Die Übergabestationen bilden die Abnahmestellen des Wärmenetzes. Nach vier erfolgreichen Jahren steht die zweite Anschlusswelle an das Nahwärmenetz an. Die Energiegenossenschaft macht zurzeit eine Befragung und hat Zusagen für weitere Anschlussnehmener, die Genossenschaftsmitglieder werden wollen.
Das Netz wird aus einem eigens dazu errichteten Heizwerk versorgt. In dem Heizwerk sind 2 x 500 kW Hackgutkessel des Herstellers Herz aus Österreich installiert. Zum Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch sind zwei Pufferspeicher mit je ca. 25.000 Liter Wasserinhalt installiert.
Zusätzlich sorgt die benachbarte Biogasanlage durch die Einspeisung der Abwärme von etwa 400 kW Wärmeleistung für den Grundwärmebedarf. Die Abwärme der Biogasanlage wird zunächst in das Pufferspeichersystem geladen. Durch die Flexiblisierung der Biogasanlage ist ein Fahrplanbetrieb möglich (Sommer-/Winterbetrieb). Im Zuge der Flexiblisierung wurde die BHKW-Leistung von 500 auf 1.000 kWel erhöht (doppeltüberbaut). Dadurch kann im Winter, wo der Wärmebedarf hoch ist, mehr Leistung gefahren werden. Im Sommer dagegen wird die Leistung reduziert, da der Wärmebedarf geringer ist. So ist eine optimale Wärmeausnutzung der Biogasanlage möglich.
Überblick über technische Details:
Energieträger | Holzhackschnitzel (HHS) |
Heizleistung | zwei BHKW je 500kW |
Pufferspeicher | 25.000Liter |
Leitungslänge | 4.200m |
Heizleistung weiterer Wärmeerzeuger | Biogasanlage mit 400kW |
Versorgte Gebäude | 88 |
Auf dem Grundstück des Heizwerkes wurde außerdem ein Hackgutlager für ca. 800 bis 1.000 Schüttraummeter Holzhackschnitzel errichtet. Zur Befüllung mit Holzhackschnitzeln wurden zwei Bunker direkt ins Heizwerkgebäude integriert. Es wurde je ein Bunker für jeden Kessel errichtet.
Das Netz und das Heizwerk befinden sich in Bürgerhand. Zu Projektbeginn wurde eine Energiegenossenschaft aus den interessierten Bürgern gegründet, die gemeinsam das Eigenkapital für den Bau aufgebracht haben.
Von der Planung bis zur Fertigstellung vergingen gut 3 Jahre.
Die Wärmegestehungskosten sind vergleichbar mit einem Heizölpreis von 60-70 ct/Liter. Je nachdem welchen Verlustfaktor man für die Verbrennung des Öles berücksichtigt und welche Kosten bei einem Vollkostenvergleich auf Seiten der Heizölversorgung eingerechnet werden.
Empfehlungen
Die größte Besonderheit ist die Nutzung der bestehenden Biogasanlage. Diese gewährleistet, dass die Biomassekessel im Heizwerk über die Hälfte des Jahres nicht in Betrieb gehen müssen.
Weiterhin ist die Auslesung der Wärmemengenzähler zur Abrechnung direkt aus dem Heizwerk möglich, da mit dem Wärmenetz ein Kommunikationskabel verlegt wurde. Über dieses Kabel kann das Heizwerk mit der Übergabestation von jedem Haus kommunizieren. So wird der Betrieb des Netzes vereinfacht und durch die Analysierbarkeit der einzelnen Stationen kann die Versorgung in den Häusern optimiert werden. So kann zum Beispiel zusätzlich Strom für Umwälzpumpen in den einzelnen Häusern verringert werden.
Auszeichnungen und Zertifizierungen
EffCheck-Zertifizierung zur Ressourceneffizienz – gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz.