Anlass und Ziele
Trotz des hohen Waldanteils und der Fülle an Holzvorkommen ist es bisher nicht gelungen, die Pfalz als Holzbauregion zu etablieren. In diesem Sinne ist es dringend geboten, Referenzobjekte in Holzbauweise in der Pfalz sowie in der Großregion zu realisieren und zur Entstehung eines funktionierenden Holzclusters beizutragen.
Die Stadt Annweiler ist sich ihrer besonderen Verantwortung aufgrund Ihres Waldeigentums und Ihrer Lage als Portal von der Weinregion zum Pfälzerwald bewusst. Bereits vor rund 12 Jahren hat die Stadt Annweiler eine eigene Gesellschaft, die Trifels Natur GmbH, zur Stärkung ihrer Forstwirtschaft sowie zur Förderung der regionalen Wertschöpfung und Vermarktung regionaler Produkte gegründet. Die Trifels Natur GmbH ist in diesem Sinne auf dem Markt erfolgreich etabliert, allerdings besteht die Notwendigkeit die vielen Produktionsstätten an einem zentralen Punkt zu vereinen und mit einem zentralen Forsthof auch eine sichtbare, operative "Zentrale" zu schaffen. Wir gehen bewusst mit unserem Bauprojekt in die Stadt - und verbleiben nicht "im dunklen Wald" - und bringen sozusagen sichtbar das Holz und den Wald zu den Bürgerinnen und Bürger in dem wir eine Anlaufstelle für die Bevölkerung schaffen, regionale Produkte anbieten und mit einer Art „offenen Schaufenster“ Informationen zum Thema „Ökologische Kreisläufe des Waldes“ gegeben werden.
Projektbeschreibung
Der Neubau des Forsthofs Annweiler wird als KfW-Effizienzhaus 55 errichtet und mit einer Photovoltaikanlage und einer Luft-Wärmepumpe versorgt.
Die Verwaltung der Beleuchtung erfolgt ferngesteuert und es werden intelligente Zähler sowie Verbrauchsdaten genutzt. Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt und unter anderem für Gießwasser, Autowäsche sowie zur Entrindung von Holzstämmen genutzt.
Das Gebäude wird als Holzbau errichtet, das Holz stammt zum überwiegenden Teil aus eigenem Wald und ist 100% PEFC-zertifiziert. Es wird eine Kurzübersicht über Grundstruktur und wichtigste bauliche Komponenten erstellt, das Holz kann bei einem Rückbau je nach Zustand komplett wieder als Bauholz bzw. auch zur Energiegewinnung genutzt werden.
Außerdem wird ein Konzept für nachhaltige Mobilität erstellt. Für das Gebäude wird eine Baulücke im Industriegebiet genutzt und es werden Naturflächen mit heimischen Gewächsen geschaffen sowie Zäune aus Naturmaterialien verwendet.
Die Zugänge im Innen- und Außenbereich werden barrierefrei gestaltet. Darüber hinaus werden Baumaterialien verwendet, die sich positiv auf Gesundheit und Raumluftqualität auswirken.
Weitere Informationen finden Sie unter: Link
Empfehlungen
- In Deutschland gibt es wenig Erfahrungen bzw. fehlende Baunormen bezüglich der Edelkastanie als Bauholz. Es muss deshalb auf italienische Baunormen zurückgegriffen werden. Da das aus dem stadteigenen Wald stammende Edelkastanienholz als Bauholz in einer bisher einzigartigen Tragwerkskonstruktion sowie bei der Fassade des Forsthofs Annweiler eingesetzt werden soll, besteht ein gewisses Risiko im reibungslosen Ablauf der Umsetzung (z.B. unvorhergesehene Probleme mit der Holzverarbeitung, Zeitverzögerungen, usw.). Frankreich ist in dieser Hinsicht wesentlich fortgeschrittener mit den Erfahrungen im Bau mit Edelkastanienholz.
- Eine Vereinfachung der behördlichen bzw. auch förderrechtlichen Abläufe würde den Personal- und Zeitaufwand um ein Vielfaches verringern.
- Der Forsthof Annweiler wird in innovativer Holzbauweise erstellt. Das Besondere und vermutlich weltweit einmalige ist, dass Edelkastanienholz als konstruktiv tragendes Holz in einem Gebäude mit großer Spannweite verwendet wird und Fachwerkbinder aus Vollholz zum Einsatz kommt. Hier liegen noch keine Standard-Lösungen vor und wir hoffen mit unserem Projekt neue Lösungsmöglichkeiten / Techniken für spätere Projekte zu finden, um solche Baumaßnahmen auch günstiger und schneller andernorts umsetzen zu können.
- Durch die Einhaltung der Vergabeverfahren kann es passieren, dass der Baubeginn zeitlich verzögert wird. Auch ist es möglich, dass es aufgrund der speziellen einzigartigen Holzbauweise zu Problemen beim Ausschreiben und Finden von kompetenten Partnern kommt. Mehr Flexibilität würde die Vergabe womöglich vereinfachen.
- Um das gewünschte technische Know-How der ausführenden Firmen sicherzustellen ist eine sehr spezifische Ausschreibung notwendig, bei der gegebenenfalls vergleichbare Bauobjekte als Referenz benötigt werden. Die Anforderung an Erfahrung, technischen Einrichtungen sowie fachkundigen Arbeitskräften muss bei der Auswahl der Firmen sichergestellt sein.