Anlass und Ziele
Anlass war der Neubau an einem neuen Standort. Ziel war es, ein möglichst energieeffizientes Gebäude unter Nutzung von ökologischen Baustoffen zu errichten. Die Arbeitsplätze sollten einen sehr hohen Komfort unter klimatischen und ästhetischen Aspekten erreichen.
Projektbeschreibung
Die WEM GmbH entwickelt, produziert und vertreibt seit 1999 ökologische Baustoffe sowie Flächenheiz- und Kühlsysteme, vorwiegend aus Lehm.
Da die alten Räumlichkeiten aufgrund des Firmenwachstums nicht mehr ausreichten, wurde in Urmitz eine Industriehalle mit rund 2.000 m² samt Bürogebäude mit ca. 300 m² Nutzfläche auf zwei Etagen gebaut. Die Gebäude sind nach KfW 55 Standard errichtet und verbrauchen nur rund 48 % der Primärenergie eines vergleichbaren Neubaus nach EnEV.
Zur Trocknung der von der WEM produzierten Lehmplatten wird Prozesswärme benötigt. Diese Wärme wird durch ein BHKW in Kombination mit einer Gastherme bereitgestellt. Die Abluft aus dem Trockenofen wird über einen Wärmetauscher geführt, mit dem die Zuluft vorgewärmt wird. Weitere Energie wird der Luft durch eine Wärmepumpe entzogen, dabei kondensiert der in der Abluft enthaltende Wasserdampf und gibt auch die latente Wärme wieder frei. Diese rückgewonnene Wärme wird in einem 5.000 l Pufferspeicher zwischengelagert und größtenteils wieder zur Trocknung verwendet. Übrig bleibt ein Teil der Abwärme auf einem sehr geringen Temperaturniveau (<35°C), die für die Trocknung nicht mehr nutzbar ist. Diese Energie wird zur Gebäudeheizung verwendet.
Um mit dieser niedrigen Heizmitteltemperatur auszukommen, sind Flächenheizungen zur Wärmeverteilung notwendig. In der Produktions- und Lagerhalle wird die Wärme über die aktivierte Bodenplatte eingetragen. Die Büroräume werden komplett über Deckenheizungen aus Lehmplatten mit integrierten Heizleitungen versorgt.
Ein Ziel des Bauvorhabens war, die Überlegenheit natürlicher Baustoffe in Bezug auf den Wohnkomfort nachzuweisen und in der Praxis darzustellen. Deshalb wurde der Innenausbau des Bürokomplexes komplett mit Holz-, Kalk und Lehmbaustoffen ausgeführt.
Ein großer Vorteil dieser Baustoffe ist die hohe Diffusions- und Sorptionsfähigkeit, die feuchteregulierend wirkt und ein sehr behagliches Klima erzeugt. Dadurch konnte auf eine mechanische Lüftungsanlage mit all ihren Nachteilen (Energieverbrauch, Reinigungsaufwand, ggf. Schimmelgefahr) verzichtet werden.
Ein großer Teil der benötigten elektrischen Energie wird über das BHKW und eine PV-Anlage mit 20 kWp erzeugt. Die gesamte Beleuchtung erfolgt über energieeffiziente LED-Lampen.
Neben den genannten Vorteilen für die Nutzer und die ressourcenschonende Bauweise können im Jahr rund 12.000,-€ an Energiekosten eingespart werden.
Empfehlungen
Essentiell ist eine gründliche Planung und auch konsequente Umsetzung, ohne das Gesamtkonzept durch „Sonderwünsche“ während der Bauphase zu verwässern oder zu verteuern.