Anlass und Ziele
Die Europäische Union hat das Ziel ausgegeben, die Emissionen der EU bis zum Jahr 2050 um 80–95 % gegenüber dem Niveau von 1990 zu verringern. Die Bundesregierung hat dieses Ziel aufgegriffen. Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative werden Maßnahmen im Bereich Klimaschutz gefördert. Einen Schwerpunkt stellt dabei das Pilotprojekt „Masterplan 100% Klimaschutz“ dar. Zur Umsetzung des 80-95%-Ziels entwickeln ausgewählte Kommunen Strategien zur Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen. Die praktischen Erfahrungen dieser Pionierkommunen werden in Zukunft den Gemeinden und Städten bundesweit helfen, die Herausforderungen der Energiewende erfolgreicher zu gestalten.
Im Mai 2012 wurde die Ortsgemeinde Enkenbach-Alsenborn im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltminister mit einem beachtlichen Zuschuss für ihr Projekt als „Masterplan 100% Klimaschutz“-Kommune ausgezeichnet. Von 2012 bis 2016 fördert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit in Enkenbach-Alsenborn die Erstellung des „Masterplans 100% Klimaschutz“ sowie dessen Umsetzung. Dies schließt auch die Einstellung eines Klimaschutzmanagers mit ein.
Enkenbach hat im neu aufgelegten Förderprogramm die Zusage zum Anschlussprogramm von 2016 bis 2018 erhalten.
Projektbeschreibung
Der Masterplan 100% Klimaschutz gliedert sich in zwei Projektphasen: In der ersten Phase wurde der „Masterplan 100% Klimaschutz“ erstellt und eine Projektsteuerung aufgebaut. Auf Grundlage der Empfehlungen des Masterplans werden in der 2. Projektphase ausgewählte Maßnahmen initiiert und realisiert.
Projektphase 1: Entwicklung des Masterplans
Der „Masterplan 100% Klimaschutz“ für die Ortsgemeinde Enkenbach-Alsenborn wurde vom IfaS-Institut für angewandtes Stoffstrommanagement der Fachhochschule Trier mit Sitz am Umwelt-Campus Birkenfeld in Zusammenarbeit mit dem im Dezember 2012 eingestellten Klimaschutzmanager und der Kommunalverwaltung konzipiert. Der Masterplan wurde im März 2014 beim Projektträger eingereicht.
Mit dem Masterplan wurden alle bereits vorliegenden Teilstudien und -konzepte, insbesondere die Klimaschutzteilkonzepte auf Verbandsgemeindeebene, zu einem gesamtstrategischen Papier, dem Masterplan, integriert, weiterentwickelt und soweit erforderlich um weitere Aspekte (z.B. Verkehr) ergänzt.
Des Weiteren wurde mit der Erstellung des Masterplans ein Emissions- und Energieverbrauchsreduktionspfad bis in das Jahr 2050 entwickelt. Darin werden kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen und konkrete Zwischenziele für die Ortsgemeinde Enkenbach-Alsenborn definiert, um das Ziel einer Reduktion der Emissionen um 80–95 % gegenüber dem Niveau von 1990 zu erreichen.
Wichtige Inhalte des Masterplan 100% Klimaschutz sind:
- Erfassung und Bewertung der Ausgangssituation
- Auswertung vorhandener Potenzialanalysen
- Konkretisierung der Klimaschutzziele
- Erstellung eines Maßnahmenkataloges
- Definition eines Emissions- und Energieverbrauchsreduktionspfades
- Konkretisierung kurzfristiger Maßnahmen
Projektphase 2: Umsetzung von Maßnahmen
In der zweiten Projektphase erfolgt nun die Umsetzung des Masterplans 100% Klimaschutz. Diesbezüglich werden zusätzliche Strukturen aufgebaut (z.B. Gründung eines Klimaschutzrats und/oder eines Energierats etc.), um den in der Projektphase 1 angestoßenen Managementprozess weiter zu institutionalisieren und zu verstetigen.
Darüber hinaus werden Maßnahmenempfehlungen aus dem Masterplan aufgegriffen, initiiert und umgesetzt.
Als Leuchtturmprojekte werden folgende Themen initiiert und umgesetzt:
- Virtuelles Kraftwerk, Smart Grid light und Speichertechnologien
- Ausbau regenerativer Wärmenetze
- Energieeffizienz im Gebäudebestand
- Einsatz von Blockheizkraftwerken (BHKW) in Mietobjekten und Energie-Contracting
- Nachhaltige Mobilität/Elektromobilität
Einbeziehung von Akteuren
Bei der Planung und Realisierung der einzelnen Maßnahmen bzw. Pilotprojekte spielt die Partizipation verschiedener Akteursgruppen (Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Vereine etc.) eine entscheidende Rolle.
Dies erfolgt durch die Gründung themenspezifischer Arbeitskreise (z.B. Arbeitskreise „Virtuelles Kraftwerk/Smart Grid“, „Wärme-/Kältenetze“), gezielte Akteurskampagnen, die Ausrichtung von Informationsveranstaltungen und den Aufbau von Beratungsangeboten sowie die Einbindung lokaler Akteure bei Einzelmaßnahmen.
In Enkenbach-Alsenborn wurden bereits viele Maßnahmen umgesetzt. So wurden zu den Themen "Elektrochemische Speicherung"; "E-Mobility und Carsharing"; "Optimierung des Nahwärmenetzes" sowie "BHKW-Contracting in Mietobjekten" Machbarkeitsstudien erstellt, die Einblick in die Potenziale zur konkreten Projektumsetzung in diesen Bereichen bieten. Weiterhin stellt die Ortsgemeinde den Mitarbeitern der Verbandsgemeindeverwaltung seit 2014 ein Elektrofahrzeug (VW E-Up) im Carsharing zur Verfügung und ermöglicht es so, die anfallenden Dienstfahrten emissionsarm zurückzulegen. Im Rahmen der ausgewählten Klimaschutzmaßnahme werden im Jahr 2016 fünf weitere Elektro- und Hybridfahrzeuge geliefert. Somit ist der Fuhrpark der Ortsgemeinde weitestgehend nachhaltig mobil umgerüstet. Hier werden nicht nur Emissionen, sondern auch Kosten gespart.
Ein weiteres Projekt wurde mit der Installation eines BHKW zur Eigenstrombedarfsdeckung am Biomasseheizkraftwerk realisiert. Hier können jährliche Einsparungen in Höhe von über 100.000 Euro erzielt werden.
Im Jahr 2016 ist zudem die Einbindung der Erneuerbaren Energien in ein Virtuelles Kraftwerk sowie die Sanierung von kommunalen Liegenschaften geplant.
Empfehlungen
Die Klimaschutzaktivitäten und insbesondere das Projekt "Masterplan 100% Klimaschutz" der Ortsgemeinde Enkenbach-Alsenborn zeigen deutlich, dass auch kleine Kommunen einen starken Beitrag zur Energiewende leisten können.