Anlass und Ziele
Die Idee der Nahwärme ist in Altrich nicht neu. Bereits 2005 hat sich eine Expertengruppe in Altrich gefunden, um eine Machbar- und Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Eine mangelnde Wirtschaftlichkeit hat das Projekt damals jedoch scheitern lassen.
Zwischenzeitlich haben sich die Kosten für Heizöl in den vergangenen 10 Jahren fast verdreifacht. Die Finanzierung der Betriebskosten nimmt eine immer größere Bedeutung ein. Insbesondere der Altbaubestand mit den energetisch ungünstigen Rahmenbedingungen innerhalb der Ortskerne wird zukünftig maßgeblich darüber entscheiden, ob seitens eines Trägers ein Gebäude und das damit verbundene Angebot für die Bürger noch Aufrecht erhalten werden kann und finanzierbar ist. Die Gemeinde Altrich hat sich mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt.
Auslöser waren insbesondere neben der früheren Idee aktuell die Problematik, dass die Ölheizungen der Grundschule (Alter ca. 30 Jahre) und die der Kirche (Alter ca. 40 Jahre) dringend sanierungsbedürftig sind. Die Gemeinde hat sich der Verantwortung gestellt, die Initiative zu ergreifen, die Federführung zu übernehmen und die unterschiedlichen Interessen zusammenzuführen, ohne jedoch selbst direkt bei den eigenen Gebäuden Handlungsbedarf zu sehen. Jedoch besteht seitens der Gemeinde die Auffassung, dass die berücksichtigten Gebäude zwar unterschiedlichen und voneinander unabhängigen Trägern zuzuordnen sind, jedoch werden diese überwiegend von Altricher Bürgerinnen und Bürger in Anspruch genommen und sind wichtige Einrichtungen für eine attraktive Gemeinde. Insbesondere die Standortsicherung der Kindertagesstätte und der Grundschule hat innerhalb der Gemeinde höchste Priorität.
Darüber hinaus war bzw. ist es ein Anliegen der Gemeinde das mögliche Potential an Klimaschutzmaßnahmen innerhalb der Gemeinde auch unter dem Aspekt der Vorbildfunktion einer kommunalen Verwaltung voranzubringen.
So hat der Gemeinderat 2013 beschlossen, ein innerörtliches Nahwärmenetz federführend zu errichten. Dazu wurde eine Gesamtkonzeption erstellt, die mit Unterstützung der Energieagentur Trier einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unterzogen wurde.
Projektbeschreibung
Im zentral gelegenem Bauhof ist eine mit Pellets befeuerte Heizzentrale mit einer Leistung von 200 kW installiert, von der über eine etwa 300 m langes Fernwärmenetz unmittelbar die Altreia-Halle (Mehrzweckbereich mit Sporthalle), Schule, Kita, Kirche, der Bauhof und ein Mehrgenerationenhaus mit Wärme in der Heizperiode versorg werden. Zur Warmwasserversorgung der Sporthalle wird zusätzlich eine Solarthermieanlage in unmittelbarer Nähe der Sportanlage errichtet und in das Netz integriert. Die Inbetriebnahme erfolgte im Herbst 2014.
Zur Notversorgung und zur Abdeckung von Spitzenlasten werden die Ölheizungen der Kita und der Altreia-Halle aufgrund deren guten Zustandes weiterhin vorgehalten.
Darüber hinaus mussten durch alle Beteiligten innerhalb der jeweiligen Gebäude Umbau- bzw. Rückbauarbeiten an den vorhandenen Ölheizungen vorgenommen werden. So musste u.a. die Kirche ihrerseits zusätzlich 40.000,- € investieren, um die Luftheizung der Kirche an das Netz einbinden zu können. Die Verbandsgemeinde wird ca. 25.000,- € für eine Solaranlage und Umbauarbeiten und die Ortsgemeinde ca. 45.000,- € für Dach- und Fassadenerneuerung investieren. Somit summieren sich die Investitionskosten, die im Zusammenhang mit dieser Maßnahme anfallen, auf ca. 410.000,- €.
Überblick über technische Details:
- Energieträger: Pellets und Solarthermie
- Heizleistung: Pellet-Kessel: 200 kW
- Versorgte Gebäude: insgesamt 6: Grundschule, KiTa, Kirche, Altreiahalle, Generationenhaus sowie Bauhof
- Leitungslänge: 300m
- Weiterer Wärmeerzeuger: Ölkessel
Empfehlungen
In das Nahwärmenetz sind die Grundschule, die Kindertagesstätte, die Kirche, der Bauhof, die Altreiahalle mit Sporthalle und Mehrzweckbereich und ein Mehrgenerationenhaus angeschlossen. Damit sind alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Altrich als potentielle Nutzer bzw. Nutznießer des Projektes zu werten. Umso wichtiger war von Anfang an zum einen die Beteiligung und Einbeziehung des hauseigenen Sachverstandes. So wurde die Maßnahme im Wesentlichen ohne externe Fachplaner durch fachkundige Bürger im Rahmen des gemeindlichen Ehrenamtes und verwaltungsinternen Sachverstand organisiert. Zum anderen hatte eine transparente und umfassende Informationspolitik oberste Priorität. So wurde kontinuierlich über die zur Verfügung stehenden Pressemedien und des ortseigenen Infoblatt „Altrich, Büscheid und die Höfe“, das dreimal jährlich durch den eigenen Öffentlichkeitsausschuss an alle Haushalte verteilt wird, informiert. Darüber hinaus erfolgte eine Erörterung des Themas einschl. der Herbeiführung der Grundsatzbeschlüsse im Zuge öffentlicher Sitzungen. Der Höhepunkt war im Rahmen der feierlichen Inbetriebnahme während eines „Tages der offenen Tür“ mit umfangreicher Informationsmöglichkeit im Bereich der erneuerbaren Energien, den einige hunderte Besucher aus Altrich und dem Umland zur Begutachtung und Diskussion nutzen. Generell hatte die Lokalpresse großes Interesse an der Berichterstattung, da ein derartiges Projekt trotz gängiger Anlagenkomponenten in der Großregion Trier zum damaligen Zeitpunkt noch als „Leuchtturmprojekt“ zu werten war.